Herz-Jesu-Kloster in Vreden

Wenn Bruder Günter sagt, die Situation im Herz-Jesu-Kloster der Canisianerbrüdergemeinschaft in Ellewick bei Vreden sei "nahezu optimal", dann glaubt man das sofort. Allein die Idylle rund um das Kloster direkt am Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn lässt das vermuten. Der eigene Mischwald beginnt direkt vor der Klostertür, auf der eigenen Weide grasen einige Schafe und durch den Obsthain erreicht man schnell ein ausgedehntens Netz aus Wander- und Radwegen durch die westmünsterländische Parklandschaft. "Nahezu optimal" ist das Leben in diesem Kloster aber noch aus vielen weiteren Gründen, sagt Bruder Günter.

"Eigentlich ist es ein Altenheim", fügt er schmunzelnd hinzu. Von den sechs Brüdern im Haus haben vier das Rentenalter schon seit langem erreicht. Betreuer oder Pfleger sucht man hier aber vergeblich. Die Aufgaben, die sich im Alltag stellen, werden von der Gemeinschaft zum Großteil selbst gemeistert. "Hier funktioniert das Senioren-Dasein wunderbar", sagt er. "Weil es eine alltägliche gegenseitige Fürsorge gibt." Nicht selten habe er deshalb schon von Besuchern gehört, dass sie sich ein Leben im Alter genau so wie im Herz-Jesu-Kloster wünschen würden.

Eine Besonderheit des Klosters spielt ein große Rolle: Seit der Gründung vor etwa 78 Jahren teilen sich die Canisianerbrüder das Haus mit einem Konvent der Clemensschwestern. Zwar seien die Ordensschwestern sogar noch ein wenig älter als die Brüder, trotzdem sei es in vielen Bereichen eine Bereicherung und eine Ergänzung, sagt Konventsleiter Bruder Gerhard. Das fange schon bei ganz praktischen Dingen an: "Wenn bei den Schwestern mal eine Tür quietscht, werden wir gerufen – dagegen ist die Küche das alleinige Reich der Schwestern."

Arbeitsteilung im Alltag

Im Alltag sei es eine Arbeitsteilung, bei der jeder seine Stärke einbringen könne, sagt auch Schwester Henrike, Oberin der Schwesternkonvents. Nach einem Beispiel muss sie nicht lange suchen. "Bei der Pflaumenernte in der vergangenen Woche haben die Brüder gepflückt, und wir haben das Obst eingemacht." Die besondere Stärke des Zusammenlebens sieht aber auch sie in der gegenseitigen Sorge füreinander. "Es ist ein wirkliches Miteinander von Schwestern und Brüder – jeder wird von jedem gleich akzeptiert und unterstützt."

Ein Miteinander, kein Gleichmachen – das sei wichtig, sagt Bruder Gerhard: "Bei allen Gemeinsamkeiten in der Spiritualität und in unseren sozialen Engagement – wir werfen hier nicht alles einfach in einen Topf." Es sei gut, dass jeder Konvent eigenständig bleibe. Denn nur "wer sein eigenes Feld" behalte, könne "die Gemeinsamkeit schätzen". Gegenseitiges Lernen sei nur möglich, wenn man die Ideen des anderen nicht einfach übernehme, sondern sie in die eigenen Ideen einbinde.

Gemeinschaftliches Tun und getrennte Wege haben deshalb beide ihren Platz im Ordensalltag. So werden Gottesdienst und Gebetszeiten gemeinsam gehalten. Auch das Mittagessen wird zusammen eingenommen. Zum Frühstück und Abendbrot finden sich die Konvente aber bewusst getrennt ein. "Nur so kann man sich auch mal darüber klar werden, welche Dinge stören und geändert werden müssen." Oft seien es kleine organisatorische Fragen, die schnell und offen geklärt werden könnten. "Diese Gemeinschaft funktioniert nur, weil wir uns darin immer wieder zusammenraufen."

"Es braucht Zuwendung"

Die Besonderheit des gemeinschaftlichen Lebens zweier Konvente ist für Bruder Günter aber nicht der einzige Grund für die "optimale Situation". In der Nähe zum direkt angrenzenden Haus Früchting, einem Wohn- und Pflegeheim mit angeschlossener Werkstatt für Menschen mit Behinderung, sieht er einen weiteren großen Vorteil: "Im Kontakt mit den behinderten Menschen  können wir täglich erleben, dass es in erster Linie Zuwendung braucht, um glücklich zu sein." Auch wenn nur noch zwei Mitbrüder in einer Wohngruppe von Haus Früchting oder als Nachtwache im Dienst seien, sei dieses "Glück" durch viele Begegnungen mit den Bewohnern für alle Mitbrüder immer präsent.

Und auch im sozialen Engagement sieht Bruder Günter eine große Hilfe. Für alle Mitschwestern und Brüdern habe dies auch nach ihrem aktiven Berufsleben zumeist in karitativ-sozialen Tätigkeiten ihren Platz. Wenn ein Bewohner im Haus Früchting Hilfe brauche, sei immer jemand aus dem Kloster da. "Manchmal geht es einfach nur darum, eine Hand zu halten." In vielen anderen Bereichen bringen sich die Schwestern und Brüder in ähnlicher Form ein, etwa in der ambulanten Hospizarbeit oder in der Gemeindearbeit der umliegenden Pfarreien. Das sei vielleicht der größte Vorteil: "Durch die Aufgabenteilung im Haus sind wir von vielen Aufgaben entlastet und haben Zeit für dieses Engagement, das bei anderen Menschen aus Zeitgründen schnell zu kurz kommt." Ein Engagement, das gerade im Alter eine große Bereicherung sei: "Es führt uns an den Grund des Lebens."

"Richtiger Altenteil"

Natürlich sei nicht alles "sozial und kontemplativ", fügt Bruder Günter hinzu. "Wir haben auch einen 'richtigen Altenteil', in dem wir unsere Hobbys pflegen." Er selbst habe sich am Anfang seiner Zeit in Vreden vor fünf Jahren ein neues Fahrrad gekauft. "13.000 Kilometer stehen mittlerweile auf dem Tachometer." Gerade die sonntäglichen Fahrten durch das Venn zur barocken Kirche in Zwillbrock hätten es ihm angetan. "Hin- und Rückweg gehören für mich seither zum Gottesdienst dazu", sagt er.

Bruder Günter fügt seiner Begeisterung für das Leben im Herz-Jesu-Kloster in Vreden am Ende noch etwas hinzu: Es sei nicht nur "optimal", sondern auch "außergewöhnlich". Denn einfach herstellen könne man eine solche Situation sicher nicht. "Das hier gelingt nur, weil jeder von uns sich in seinem klösterlichen Dienst ein Leben lang darauf vorbereitet hat."

Text / Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
03.09.2007

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